*Brrrr, brrr, brrr*
Nein, hier wird nicht gerade der neue WTB-Rap getextet. Dieses Geräusch machte mein Wecker um 06:00 morgens am Karfreitag. Das kann nur eines bedeuten: Es geht
wieder nach Flensburg. Im Gegensatz zu letztem Jahr nicht mit Fahrrädern, denn CD und Ibi haben ihre Autos zur Verfügung gestellt. Deshalb haben wir uns erst spät, also um 07:00, auf dem
Parkplatz getroffen. Trotz unterschiedlicher Weckzeiten waren sogar alle Spieler und Trainer pünktlich da, um ein Ständchen auf Elias W. anzustimmen. Dieser hatte Geburtstag und ist zur Feier des
Tages mit uns auf Turnierreise gefahren.
Im Auto der Schülermannschaft, bestehend aus Malte, Eddi und Elias W., ging es die gesamte Fahrt nur um ein Thema: Welche Einlaufmusik soll laut über eine Musikbox gespielt werden, wenn der WTB
in die Halle einmarschiert? Zwar machte Malte den einen oder anderen Vorschlag, allerdings konnte keiner davon CD oder mich wirklich überzeugen. Geeinigt wurde sich am Ende auf die legendäre
Einlaufmusik von dem Wrestler John Cena (The Time Is Now). Jetzt, da der Song ausgewählt und wir in Flensburg angekommen waren, ging es nur noch um eines: die Jungenmannschaft, bestehend aus
Daniel, Arthur, Felix und Elias A., zu überzeugen, bei der Idee mitzumachen. Diese schienen nicht sonderlich begeistert. Nun ist es bei solchen Ideen oft so, dass sie sich total cool und lustig
anhören, wenn man nur drüber spricht. Wenn man sie allerdings in die Tat umsetzen soll und man vor der großen Halle steht, sind solche Ideen oft unangenehm und peinlich. Die Jungs haben an dem
Tag gelernt, was es heißt, Ideen in die Tat umzusetzen, denn sie sind mit lauter Einlaufmusik in die Halle eingezogen und die gesamte Halle hat geguckt. An einigen Tischen wurde sogar das Spielen
eingestellt, um zu sehen, dass der WTB da ist. Der Moment war selbst für den einen oder anderen Trainer zu peinlich. Manche Ideen und Momente erfordern einfach ein bisschen Mut, aber was bleibt,
ist eine gute Geschichte.
Am ersten Tag findet immer der Mannschaftswettbewerb statt. Hier geht es darum, sich als Mannschaft eine gute Ausgangssituation für Sonntag zu erspielen. Am Sonntag werden dann die einzelnen
Platzierungen ausgespielt. Als Motivation hat die Schülermannschaft mir einen Vorschlag unterbreitet: Sie wollen sich einen Platz unter den Top 3 erspielen. Als Belohnung würde bei ihrem
glorreichen Einzug wieder die Einlaufmusik von John Cena gespielt werden. Ein Deal, den ich als Trainer nicht ablehnen konnte. Und so begann der erste Turniertag voller spektakulärer Ballwechsel.
Einen muss ich hier herausheben. Dass Felix ein ganz besonderes Händchen für Tischtennis hat, ist jedem im WTB und vielen in HH bewusst. Spätestens nach dem ersten Turniertag ist es aber auch
über die Grenzen Hamburgs bekannt, dass Felix einen ganz besonderen Touch hat. So versetzte er die Zuschauer, Trainer und Gegner ins Staunen, indem er regelmäßig mit "around the net" und einmal
sogar mit einem "behind the back" punktete. Nächstes Jahr werden wir Kameras mitnehmen, um ein Highlight-Video zu produzieren.
Nach dem ersten Tag haben die Schüler es tatsächlich geschafft, sich eine Position zu erspielen, in der sie um die Plätze 1–8 spielen können. Die Jungenmannschaft hat sich in einem besonders
starken Feld eine Chance auf die Plätze 12-16 erspielt.
Zum Abendessen ging es durch enge Gassen, die von Schuhen überdacht wurden, die von Wäscheleinen hingen, zu einem Restaurant. Die Zeit im Restaurant wurde genutzt, um wichtige Fragen zu erörtern.
Ibi, der beruflich öfters von Kindern und Jugendlichen umgeben ist, ließ sich noch einmal erklären, welche Jugendwörter gerade eigentlich angesagt sind, welche Bedeutung Ausdrücke wie „Schere“
haben, wann man „Fitna“ richtig einsetzt und wer in einem Kampf zwischen „Bombardino Crocodilo“ und „Tralalelo Tralala“ wohl gewinnen würde.
In der Jugendherberge wollten wir den Abend bei einer entspannten Runde Dart ausklingen lassen. Gespielt wurde im System „Double Out“, das bedeutet, dass man das Spiel nur beenden kann, wenn man auf ein Feld wirft, das einem doppelte Punkte gibt. Das hatte einen Haken: Man muss bewusst kleine Doppelfelder treffen. Das fiel einigen leichter als anderen. Felix, Elias A., Arthur und Ibi hatten offensichtlich schon mal gespielt, sodass sie den Average gut hochziehen konnten. Richtig auffällig schlecht war eigentlich nur einer… nämlich ich. Ähnlich wie beim Tischtennis ist Zielgenauigkeit nicht unbedingt meine Stärke. Das Spiel ging in seine heiße Phase, als beide Teams noch genau 2 Punkte übrighatten, sodass beide auf die Doppel-1 werfen mussten. Ausgerechnet ich war derjenige, der mit seinem zweiten Wurf (auf die Scheibe) sein Team zum Sieg führte. Ein blindes Huhn findet eben doch mal ein Korn… oder eben die Doppel-1.
Tag 2:
Am zweiten Tag werden die Einzelwettbewerbe ausgespielt. Der Einzug des WTB wurde auch dieses Mal wieder begleitet von John Cena. Malte hat ganz richtig erkannt, dass wir den Song nicht einfach
wechseln können – schließlich sind wir jetzt bekannt unter diesem Song. Nicht, dass die Gegner uns sonst womöglich noch verwechseln. Dieses Mal schmolz die WTB-Gruppe allerdings. Ein paar Spieler
und Trainer bevorzugten es, schnell vorzurennen, um nicht mit der peinlichen Gruppe assoziiert werden zu müssen. Jetzt, da jeder wusste, wer wieder in der Halle ist, konnte die Gruppenphase
beginnen. Die Gruppenphasen waren relativ entspannt, und jeder hat sich voll reingehauen, sodass die allermeisten es in die Hauptrunde geschafft haben, Felix sogar ins trostrundenfinale, wo er
dem besten Blocker in der Halle leider knapp unterlag. Das eigentliche Highlight sollte am Abend stattfinden, denn der große HSV hatte ein wichtiges Spiel im Aufstiegsrennen gegen Schalke 04. Das
wollten wir alle zusammen gucken, nachdem wir gemeinsam einkaufen waren. Der Einkauf als solcher entpuppte sich als eine gute Möglichkeit für die Jungs, ihre Eigenständigkeit unter Beweis zu
stellen. Schließlich sind einige von ihnen bereits in einem Alter, in dem sie bald als eigenständige Erwachsene das Leben beschreiten können. Da ist ein Einkauf ein guter Test. Der Einkauf
klappte auch relativ gut; Eddi versuchte noch, mehr Süßigkeiten für die Gruppe rauszuschlagen, während die anderen sich um den Aufschnitt kümmerten. Doch dann kam das letzte Hindernis, die Kasse.
Dort kam es zu einem Problem: Wie kommen die Einkäufe aus dem Wagen auf das Band? Alle sieben Jungs standen vor dem vollen Einkaufswagen an der Kasse, aber keiner hatte bedacht, dass irgendwer
die Sachen auch aufs Band legen sollte. Da musste das Trainerteam kurz intervenieren. Sonst haben die Jungs die Erwachsenenchallenge „Einkaufen gehen“ allerdings gut gemeistert.
Mit vollen Tüten und bezahlten Einkäufen konnten wir uns jetzt voll und ganz aufs Abendessen und das HSV-Spiel auf dem Beamer konzentrieren, und das Spiel hatte
einiges zu bieten. Nach der 0:1 Rücklage in der 15. Minute war die Laune am WTB-Tisch bereits gedrückt. Unterbrochen wurde die Stimmung nur durch Ibis laut geschrienen taktischen Anweisungen an
die HSV-Spieler und Daniels hilfreiche Tipps, wie der FC Bayern eine solche Situation wohl lösen würde und das schien zu fruchten: Der HSV dominierte das Spiel und schoss sich zur 2:1-Führung. Es
schien nichts gegen einen Auswärtssieg zu sprechen, und so war die Laune am WTB-Tisch auch super entspannt. Zumindest so lange, bis der HSV, der wieder einbrach und die Schalker das 2:2
erzielten. Spätestens jetzt war die Stimmung bei einigen am Tisch denkbar schlecht. Auch hier half es wenig, dass Bayern-Fans noch ein paar Ratschläge auf Lager hatten. Das Spiel endete aus
Hamburger Sicht völlig unnötig 2:2, was für viel Frust sorgte, nicht nur bei den HSV-Spielern, sondern auch bei einigen Menschen am WTB-Tisch.
Der nächste Tag konnte nur besser werden.
Tag 3 – Ostersonntag:
Der Ostersonntag begann mit einem ausgedehnten Frühstück. Zu Beginn der Fahrt hatte CD netterweise geklärt, dass wir bereits um 06:45 in den Frühstücksraum können und nicht erst um 07:00. So waren wir pünktlich zum Frühstück da, und Eddi hat sich was ganz Besonderes überlegt. Er begrüßte jeden mit einem High-Five und einem Bro-Hug mit den Worten: „Eyy, alles Gute zu Ostern, bro.“ Dafür wäre Jesus gern um 06:45 aufge(er)standen.
Mit diesem guten Omen und einem Einlauf, der von John Cena begleitet wurde, ging es in die Halle, um die Teamplatzierungen auszuspielen. Die Schüler hatten noch Chancen aufs Treppchen, und die Jungs wollten sich den bestmöglichen Platz erspielen. Im Spiel um die Platzierung 1-4 hatten die Schüler ein Finale gegen Makkabi Frankfurt. Das war ein Spiel, das an Dramatik kaum zu steigern war. Nach drei Spielen stand es 2:1 für den WTB. Elias W. hat uns in einem nervenaufreibenden Fünfsatz-Krimi einen kleinen Vorteil erspielt. Der Vorteil schmolz allerdings nach dem sechsten Spiel, als Eddi leider ein Spiel im 5. Satz knapp verlor. So stand es nach 6 Spielen 3:3. Wer auch immer zuerst fünf Spiele für sich entscheidet, gewinnt das Spiel. Malte erspielte uns das 4:3, und jetzt kam Elias W.s großer Auftritt. Über den gesamten Turnierverlauf steigerte sich Elias W. und brachte den ein oder anderen Gegner mit seiner unorthodoxen Spielweise an den Rand der Verzweiflung (teilweise auch darüber hinaus). All das bündelte sich in diesem einen Moment, als er gegen einen anderen Verteidiger antrat. Wenn zwei Verteidiger gegeneinander spielen, ist die Gefahr, dass lange Ballwechsel entstehen, so groß, dass wir vorsichtshalber den OSR eingeschaltet haben, falls die Wechselpunktregelung anzuwenden sein sollte. In einem packenden Spiel hat es Elias W. tatsächlich geschafft, den Verteidiger aus Frankfurt zu besiegen und uns die Platzierung 1-4 zu sichern. Elias war unser Matchwinner. Die Chance auf Platz 3 und das damit verbundene Versprechen, dass wir Einlaufmusik hören würden, war zum Greifen nah.
In den Platzierungsspielen um die Plätze 1-4 war die Luft dann allerdings etwas raus, sodass wir einen grandiosen 4. Platz erreichten, allerdings ohne Einlaufmusik. Die Jungs haben das Maximale rausgeholt und haben sich einen super 12. Platz erspielt.
Die anschließende Siegerehrung zog sich etwas, sodass wir genug Zeit zum Duschen und zum Gucken des Jungenfinales hatten. Hier spielte in einem packenden Finale Makkabi Frankfurt gegen Ängby SK aus Schweden. Frisch geduscht und mit Pokalen und Medaillen ausgezeichnet ging eine sehr schöne Turnierfahrt zu Ende. Wir haben jetzt ein weiteres Jahr, um über die Einlaufmusik fürs nächste Jahr nachzudenken. Für Vorschläge sind wir immer offen.
Ein Bericht von Nick Rollenhagen
Diese Turnierfahrt fand mit Unterstützung der Freien und Hansestadt Hamburg und der Hamburger Sportjugend statt. Wir bedanken uns recht herzlich.
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